

Der Lebenslauf – oft ein hochgradiger Fake
Der Lebenslauf beschreibt den Menschen aus der Sicht der Vergangenheit. Fakten sind offensichtlich gefragt und müssen lückenlos abgebildet werden. Der Versuch, zu beschreiben wer der Mensch wirklich ist, versagen völlig. Personalverantwortliche schwören allerdings immer noch auf den Lebenslauf. 99% halten ihn für wichtig oder sehr wichtig! Für drei von vier ist es das erste Dokument, das angeschaut wird. Eye Tracking Studien, die das Verhalten von Personalfachleuten beim Lesen von Lebensläufen untersuchten, beweisen, dass die initiale Entscheidung, ob ein Bewerber passt oder nicht, in den ersten sechs Sekunden erfolgt. 80% der Aufmerksamkeit wird dabei auf die Datenpunkte Name, Firma, Titel, Start- und Enddatum der Position sowie der Bildung verwendet. Diese bilden auch die hauptsächliche Basis für die finale Entscheidung.
Im Arbeitsalltag zeigt sich, dass ein Lebenslauf meistens für eine Bewerbung genutzt wird. Darin ist das Wort “Werbung” verpackt. Also nicht “Tatsachen widerspiegeln“. Damit wird die Bewerbung zu einem Marketinginstrument mit möglichst schmeichelhaften Formulierungen. So ist es oft recht schwer, sich nicht von einem “Lebenslauf” blenden zu lassen.
Auf der anderen Seite weiss eine Mehrzahl der Unternehmen gar nicht, wodurch sich ein guter Bewerber auszeichnen muss, um auf einer bestimmten Stelle im Unternehmen erfolgreich zu sein – laut eine Studie der Universität Bamberg.
All dies führt zu einem Zustand, bei dem 80% der Mitarbeiter ihren Job leidenschaftslos und ohne erkennbaren Sinn umsetzen, in der Hoffnung auf bessere Zeiten. Siehe auch mein Blog zu diesem Thema.
Ich glaube, dass jedes Unternehmen eine besondere Art von DNA hat und dass es im Bewerbungsprozess um mehr geht als Noten und Referenzen.
Was wir heute brauchen ist ein Lebensentwurf
Wir leben in einer Welt, in der wir uns ständig neu suchen und erfinden müssen. Oft geht es nicht mehr darum, die Experten an Bord zu holen sondern diejenigen, die die Fähigkeiten und den Willen mitbringen, um sich kontinuierlich an die Herausforderungen sich verändernder Rahmenbedingungen in der neuen Arbeitswelt anzupassen. Speziell unter hochsensiblen Menschen ist dies ein grosses Bedürfnis.
Deshalb empfehle ich, im Bewerbungsprozess und in der Mitarbeiterentwicklung die Frage nach dem persönlichen “Lebensentwurf” zu stellen. Denn gelingt es den Unternehmen, die individuelle Zukunftsvision eines Mitarbeiters und die dahinterliegenden Werte und Bedürfnisse zu ergründen, findet ein Kennenlernen auf einer sehr persönlichen Ebene statt. Träume und Wünsche sagen viel über die eigene Persönlichkeit aus! Darüber hinaus können sich Mitarbeiter gegenseitig bei der Erreichung des persönlichen Lebensentwurfs unterstützen.
Warum ist dieses Beispiel so wichtig für den Bereich Recruiting? Weil es eine völlig neue Frage stellt. Könnten wir nicht statt: „Wer bist Du und warum passt Du zu der ausgeschriebenen Stelle?“, viel besser fragen: Wer bist Du, wer willst Du sein und wie können wir Dir dabei helfen?“ Auf diese Weise würde man vermeiden, dass ein Bewerbungsprozess primär aus Werbung besteht. Man würde neben der Eignung die wahren Motive eines Mitarbeiters erfahren. Dies erlaubt nicht nur, kurzfristig besser einzuschätzen, ob der Kandidat zum Unternehmen passt, sondern auch, ihn bestenfalls langfristig in der Erreichung seines Lebensentwurfes zu unterstützen.
Der persönliche Lebensentwurf, die individuelle Persönlichkeit, aktuelle Fähigkeiten, gesammelte Erfahrungen oder bestimmte (vergangenheitsbezogene) Datenpunkte: Welche Informationen werden schlussendlich für die richtige Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten benötigt? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage kann es nicht geben, da Unternehmen und deren Anforderungen an Mitarbeiter zu unterschiedlich sind. Lebensläufe beziehungsweise historische Daten und Fakten werden auch in den nächsten Jahren noch wichtig sein, denn es gibt Berufe, in denen man sehr genau wissen möchte, welche Erfahrungen und Qualifikationen ein Bewerber mitbringt. Einem Facharzt ohne den Nachweis einer entsprechenden Ausbildung würde man wohl kaum das Leben der Patienten anvertrauen und eine Professur nicht ohne nachweisbar akademische Qualifikation vergeben. Jedoch ob beispielsweise jeder Manager ein BWL-Studium braucht beziehungsweise einen bestimmten Notenspiegel, kann man zumindest kritisch hinterfragen. Dass ausgerechnet unternehmerische Persönlichkeiten gerne über „ungerade“ Lebensläufe verfügen, ist inzwischen auch kein Geheimnis mehr. So ergeben sich für Branchen, Unternehmen, Abteilungen und Positionen individuelle Charakteristika, die es bei der Auswahl der richtigen Recruiting-Maßnahmen zu berücksichtigen gilt. Und eines sollte im Bewerbungsprozess zudem niemals in Vergessenheit geraten: Es handelt sich noch immer um Menschen. Es gilt daher, stets genau hinzusehen und sich nicht von Zahlen, Daten, Fakten und Tagesleistungen an Auswahltagen täuschen zu lassen.
Der Lebensentwurf – Werkzeug zu persönlichen Weiterentwicklung
Wenn du in der Situation bist, wo du dir über deine Talente, deine Zukunft, dein Potential Gedanken machen willst, dann kann der Lebensentwurf ein wertvolles Hilfsmittel sein. Wenn es dich interessiert, maile ich dir gerne ein Template eines solchen Lebensentwurfs.
Job Crafting – Umgestaltung eines bestehenden Jobs
Und wenn du eben in einem Job bist, der noch besser sein könnte, so lass dies uns mal gemeinsam anschauen. Die Idee dabei ist, den bestehenden Job auf die Werkbank zu nehmen und ihm ein neues Gesicht zu verpassen.
Job Crafting ist das aktive und individuelle Gestalten der eigenen Arbeit. Hierbei bemühen sich Berufstätige aus innerer Motivation heraus, die Arbeit selbstständig umzugestalten und zu verbessern.
Jeder Job – oder mindestens die meisten – lassen sich verbessern. Man kann ihn so modellieren, dass er besser zu deinen Talenten, deinen Vorlieben passt. Vielleicht brauchst du mehr Flow, mehr Befriedigung, mehr Wertschätzung. Oder du möchtest die Sinnhaftigkeit deiner Tätigkeit so frisieren, dass du rundum wohl darin bist. Da kann man oft schrauben, neu einstellen.
Wenn du dich angesprochen fühlst, sende mir eine Mail. Ich schicke dir dann ein Template für einen Lebensentwurf, den du für deine Zwecke anpassen und nützen kannst…
Wenn du Unterstützung oder Austausch zu deinem Lebensentwurf suchst, melde dich. Ich begleite dich gerne!
Herzlich
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Lieber Fernando – Danke für diesen inspirierenden Beitrag. Aus eigener Erfahrung kann ich nur in den höchsten Tönen empfehlen, sich immer wieder mit seinen tiefsten Wünschen und Zielen zu beschäftigen. Dann wird das Leben spannend und farbenreich. Aber es braucht auch eine schöne Portion Mut und Abenteuergeist. Bei meinem Neustart vor drei Jahren hat mir das Buch von Bertrand Piccard “Mit der Sonne um die Welt” nicht nur beste Unterhaltung und Inspiration geliefert, sondern mich auch ermutigt, meinen eigenen Weg Schritt für Schritt zu gehen. Mein Motto bis heute: “TUE HEUTE DAS NOTWENDIGE, DANN DAS MÖGLICHE – UND PLÖTZLICH GELINGT DIR DAS UNMÖGLICHE!