

Der Lockdown regt zum Nachdenken an
Wir sind noch mitten im Lockdown, erste Schritte zur Öffnung sind am Horizont erkennbar. Viele Menschen liegen noch im Taumel. Covid ist wie ein Tsunami über uns hereingebrochen. Homeoffice, gar keine Arbeit, Existenzfragen, Überlebensängste, all das hat sich in den Köpfen der Menschen kondensiert. Und manch eine oder mach einen hat es tief beeindruckt. Was vorher über Jahrzehnte unmöglich erschien, ist plötzlich Alltag. Es geht doch!
Diese Situation, so schwer sie für manche auch ist, regt zum Nachdenken an. Müssen wir wirklich möglichst bald zum Courrant Normal zurückkehren – oder wurde durch diesen Virus der Same gelegt, gewisse Sachen grundsätzlich anders anzupacken? Das wäre ja ein super Ding, wenn es uns helfen würde, ein neues Verständnis unserer Arbeitsweise zu erzeugen.
Ich möchte in diesem Blog meinen Finger auf etwas legen, das in vielen Menschen unterschwellig zu Stress, Druck, Heisslaufen geführt hat.
Gring abe u Seckle – Arbeitsweise eines Roboters
Die heutige Arbeitswelt ist hochgradig auf Effizienz getrimmt. Alles muss schneller gehen, jedes Jahr muss es ein bisschen mehr sein, Fehler dürfen keine mehr gemacht werden. Dieser Druck wächst seit vielen Jahren und türmt sich ins Unermessliche. Sich dagegen zu stemmen ist praktisch unmöglich. Wer nicht spurt, wird gegangen.
Oft erlebe ich, dass das Ersetzen einer Mitarbeiterin in einer Mehrfachanstellung mündet. Die Leistung, die der ehemalige Mitarbeiter erbracht hat, kann von einer einzigen Person gar nicht gestemmt werden. So braucht es zwei, allenfalls sogar drei neue Leute. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch wieder total überlastet sind.
Solche Situationen führen zu Stress, unnötigem Druck und oft auch zu Krankheiten, die nicht heilbar sind.
Wer hier einfach mitspielt – oder meint dass er mitspielen muss, opfert dafür einen Grossteil seiner Lebensqualität. Das hält auf Dauer kein Mensch aus! Dabei können kleine Änderungen an der Verhaltensweise bereits spürbare Verbesserungen bringen.
Wirkungen von Dauerstress auf den Menschen und sein Wohlbefinden
Spannend ist es zu beobachten, dass Stress sich langsam entwickelt. Und über die Jahre entsteht dann ein Verhalten, das sich mit unliebsamen Situationen leicht abfindet. Gefühle von Machtlosigkeit, Ohnmacht, Leere machen sich breit und fressen die Lebensqualität im Privatleben sowie auch bei der Arbeit. Dahinter liegt ganz einfach ein riesiger Verlust an Eigenbestimmung. Das geht soweit, dass diese Menschen sich einreden, dass das ganz normal sei. Wir fühlen uns inzwischen unwohl, wenn wir nicht dauernd hebeln. Flanieren darf nicht mehr sein, ist langweilig!
Die meisten Menschen in unseren Breitengraden leben in einem Hamsterrad. Hauptsache: einfach funktionieren. Aber das hat seinen Preis.
Das führt dazu, dass wir dauernd unter Strom sind. Unser Körper – insbesondere der Sympatikus – ist wie unter Drogen. Der Entspannungsteil – der Parasympatikus – wird total vernachlässigt. Das führt dann zu Schlaflosigkeit, Dauermüdigkeit. Diese Situation kann oft nur mit Alkohol oder anderen Drogen erträglich gemacht werden. Wieviele Menschen trinken abends ein Glas Wein, um überhaupt abstellen zu können? Eine ziemlich ungesunde Lebensweise.
Menschen, die so unterwegs sind, bekommen über die Zeit einen recht engen Blickwinkel. Ich spreche hier oft von einem Tunnelblick. Dabei fokussiert der menschliche Geist vornehmlich auf Defizite, auf das was schlecht ist. Das lähmt die Kreativität des Menschen und die Innovationskraft des Unternehmens.
Bernd Hufnagel, ein Neurobiologe, macht regelmässig folgendes Experiment. Er fordert Menschen auf, fünf Minuten lang aus dem Fenster zu schauen. 95% der Menschen empfinden dies nicht als Entspannung sondern entwickeln Stresssymptome. Er sagt: Die Entspannungsfähigkeit hat in den letzten 15 Jahren massiv abgenommen.
So ist es nicht verwunderlich, dass derart Menschen in ihren Ferien solange brauchen, um wirklich anzukommen, herunterzufahren, dass sie schon wieder die Koffer für die Heimreise packen müssen.
Wir Menschen sind keine Roboter, die einfach durchrattern können.
Über die Zeit entwickelt sich dadurch eine grosse Oberflächlichkeit. Es gibt nicht mehr viel, was unser Herz echt berührt. So werden wir auch betriebsblind. Wir sind zwar noch anwesend, aber die Wirkung unserer “Arbeit” ist ein fahler Abklatsch von dem, was sie sein könnte. Dies ist täglich tausendfach – über alle Hierarchieebenen des Unternehmens zu beobachten. Unsere Intuition, unsere Kreativität, unsere Empathie bleiben auf der Strecke.
Wo ansetzen, um aus dieser Falle zu kommen?
Aus meiner Coach-Erfahrung weiss ich, dass es nicht viel braucht, um hier einen Schritt weiter zu kommen. Dies ist ein intimer individueller Prozess. Niemand anderes ist hier schuld, die sind ja eh alle auch im Hamsterrad gefangen. Nur du selber kannst hier etwas bewegen, das für dein Leben Sinn macht.
Sehr hilfreich ist es, mehrmals am Tag eine bewusste Pause einzulegen und sich einen Abstand zur Arbeit zu erlauben. Kurz nach draussen gehen, tief einatmen, den Vögeln zuhören, sich auf einer Bank hinsetzen und sich strecken – und in sich hineinhören: Was ist deine aktuelle Befindlichkeit gerade? Wie geht es dir im Moment? Nur wahrnehmen, nichts machen! Sobald du in diesen Entspannungszustand kommst, beginnt dein mentales System wieder zu kommunizieren. Oft kommen dann spannende Impulse, Ideen, wie etwas angepackt werden müsste oder was zu verstärken ist.
Mehrmals am Tag bewusste Pausen einlegen – das Hamsterrad verlassen und den Raum ändern – von innen nach draussen – vom Trubel in die Ruhe.
Jeweils sieben bis zehn Minuten wirken Wunder! Aber du musst es wollen! Du machst es für dich und dein persönliches Wohlbefinden!
Du wirst merken, dass damit die Welt beginnt, sich anders zu zeigen. Und vielleicht merkst du, dass du beginnst tiefer zu schlafen und am Morgen erholter bist. Du hast mehr Stehvermögen, nicht mehr eine so dünne Haut und damit weniger Ausraster.
So holst du dir peu à peu mehr Lebensqualität und Lebenssinn zurück in deinen Alltag.
Würde es sich für dich lohnen, hier mal tiefer zu schauen. Vielleicht hat Corona dein Wesen angeregt, gewisse Dinge anders anzupacken?
Wenn du einen Sparringpartner für weniger Stress am Arbeitsplatz suchst, melde dich. Ich begleite dich gerne!
Herzlich
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Lieber Fernando, was du da schreibst kann ich nur bestätigen! Ich war sehr lange in diesem Rad und nun wo ich draussen bin geht es mir besser denn je! Alle um mich herum merken das, weil ich viel ausgeglichener bin und wieder viel mehr lache! Es brauchte Mut und Zuversicht (wegen der Finanzierbarkeit). Aber nun bin ich guter Dinge und nur ab und zu kommt ganz kurz die Angst hervor. Dann schaue ich sie an und bedanke mich für ihr Erscheinen, denn sie hilft mir nicht zu sehr ins Laisser-faire zu geraten:-)
Mir scheint es in dieser speziellen Phase sehr wichtig positive Erfahrungen zu teilen: ich habe das Glück Arbeit zu haben und bin wie viele unter uns nun 9 Wochen im Home Office. Ich teile die “Büroräumlichkeiten” mit meiner Partnerin – getrennt in separaten Räumen, da sie vertrauliche Daten bearbeitet und ich nahezu permanent in Videomeetings bin. Meine (häufigen 🙂 Gänge zur Kaffeemaschine nutze ich jedes Mal für “einmal Umarmen”. Nach all diesen Wochen stelle ich eine andere, berührendere Art der Nähe fest. Meine Schale ist etwas weicher geworden. Geniesst es, falls ihr diese Möglichkeit auch habt.
Klasse Blog! Coaching sind wichtig für den unternehmerischen Erfolg.
Nur damit lassen sich Optimierungen erreichen.