Hast du auch schon Phasen in deinem Leben gehabt, in denen es immer enger wurde. Du hast an Lebensfreude eingebüsst. Verdruss und Unmut haben sich breit gemacht. Unzufriedenheit hat dir den Feierabend vergällt. Und die Wochenenden waren auch nicht mehr das, was sie einmal waren. In solchen Situationen fühlt man sich oft schlapp, saftlos und kraftlos. In solchen Situationen verschleiert sich die Perspektive für die Zukunft – wie der Herbstnebel im Mittelland.
Sowas drückt auf die Lebensqualität und die Lebensfreude. Spannend ist, dass wir dann meistens unserem Umfeld die Schuld geben für unseren Zustand. Aber das ist eine Sabotagestrategie. Oft ist es uns nicht bewusst, dass diese Abwärtsspirale ihren Anfang in unserem Kopf nahm. Das spielt sich wirklich zwischen unseren Ohren ab. In unseren Gedanken, unseren inneren Überzeugungen und unseren ureigenen Strategien.
So ein Zustand kommt oft vor – heutzutage immer häufiger. Wer auf dieser Strasse fährt, verliert ziemlich schnell seine Selbstbestimmung. Es macht mit ihm einfach und er verliert die bewusste Kontrolle über sein Innenleben. Das kommt schleichend. Endet oft in einer depressiven Verstimmung, in einer Depression oder sogar Burnout. Naheliegend ist es dann zum Arzt zu gehen. Der verschreibt Medikamente, die aber die Ursache des Zustandes nicht verändern. Sie machen ihn nur erträglich. Wer will das schon auf Dauer?
Es ist dann nicht so einfach sich aufzuraffen, sich einen Schubs zu geben. Das aber wäre genau das, was hier helfen würde.
Dynamik ins Leben bringen – deine Lebensqualität verbessern…
Ich beschreibe hier, was ein möglicher Ansatz ist um aus diesem Motivations-Loch herauszukommen. Ein Beispiel aus meinem Alltag als Coach gefällig?
Ein Mann, nennen wir ihn Fabio, Ende vierzig nimmt seit ein paar Monaten meine Coaching-Dienste in Anspruch. Er hat in letzter Zeit gerade ein paar Mal seinen Job “verloren” und sich immer wieder neu im Arbeitsmarkt bewerben müssen. Das macht auf Dauer müde. Die Perspektive für ein erfülltes Leben geht verloren. Fabio hat seine Anteile erkannt, aufgearbeitet. Er hat sich einiges vorgenommen. Und als wir uns wieder sahen, musste er sich eingestehen, dass er davon nichts umgesetzt hatte. Die Energie dazu fehlte ihm. Sein Arbeitsweg war mühsam, 2 Stunden hin, 2 Stunden zurück. Zuhause mochte er nicht mehr viel anpacken, einfach die Beine langstrecken und ausruhen, nichts mehr tun. Ja, und so wurde er immer “schwächer”, sein innerer Antrieb bildete sich zurück wie die Muskeln eines bettlägerigen Altersheimbewohners. Nicht gerade eine rosige Aussicht. Die Freude an der Arbeit zerrann. Die eigenen Impuls wurden immer leiser und blieben dann zuletzt völlig aus.
So mussten wir eine komplett andere Strategie wählen. In den folgenden Zeilen beschreibe ich, wie wir das gemacht haben. Die Magie dieses Ansatzes ist, sich mental wieder umzupolen und dann mit klitzekleinen Schritten in den Alltag zu bringen, dies Tag für Tag. Kein innerer Druck. Kein schlechtes Gewissen. Und keine Dämpfer, die den Selbstwert noch mehr in den Keller drücken. Hier setzt die Idee des Kafirähmli ein. Wir arbeiteten mit Kafirahm-Chübeli, in der Überzeugung, dass dies mit der Zeit auch eine Badewanne füllt.
Die Magie der kleinen Schritte
Wir arbeiteten in der Überzeugung, dass es immer wieder “für hüt guet gnueg isch!”. Nichts überstürzen. Keine Überforderung. Die Aufmerksamkeit konsequent auf die kleinen Fortschritte richten, die tagsüber gelungen sind.
Du kannst dir vorstellen, was mit Fabio passiert ist. In wenigen Wochen hat sich sein Gemütszustand verändert. Sein Selbstvertrauen ist von innen heraus gewachsen. Seine Lebensfreude hat sich zurückgemeldet. Und vor ein paar Tagen hat mir Fabio eröffnet, dass er einen ganz neuen Job auf Anfang des Jahres beginne. So etwas hätte er sich vor einem Jahr nicht zu träumen gewagt. So schnell kann sich etwas im Leben ändern, wenn du beginnst, es aktiv zu gestalten.
Fabio hat sich ein persönliches “Skizzenbuch” angeschafft. Darin hält er die kleinen Impulse, die Anregungen des Lebens sowie die kleinen und grossen Fortschritte fest. Ein Buch ganz für ihn, das er mal für ein paar Wochen führen wollte. Und dann beobachtete er, was das mit ihm machte. Kleine Ursache – grosse Wirkung! (Anmerkung: Zum Führen eines Skizzenbuchs habe ich ein spezielles Video gedreht.)
Prinzip: Dort wo ich meine Aufmerksamkeit hinlenke, das wächst!
In das Buch hat er regelmässig Notizen gemacht, zu den folgenden drei Fragen. Er hat also regelmässig seine drei Kafirahm-Chübeli gefüllt. Regelmässig heisst: jeden Tag mindestes in eines von diesen drei Chübeli etwas einfüllen – Tag für Tag, 7 Tage die Woche.
Die Bedeutung:
Chübeli 1: Was ich heute gelernt habe
Chübeli 2: Was ich heute initiiert habe
Chübeli 3: Wem ich heute geholfen habe
Was ins Chübeli kommt, muss nicht nobelpreisverdächtig sein, etwas ganz kleines, unbedeutendes, nur für dich feststellbar. Du machst es ja nicht für andere sondern für dich, für dich ganz alleine!
Chübeli 1: Was ich heute gelernt habe – Beispiele
Menschen, die bewusst das Leben gestalten, gehen wach durchs Leben, sind offen für neue Impulse oder Ideen, die die eigene Meinung in Frage stellen.
- Ich habe gelernt, wie ich eine Zelle im Excel mit einer anderen Farbe hinterlegen kann.
- Ich habe bewusst verlernt, gehässig zu reagieren, wenn mich jemand anrempelt.
- Ich habe jemanden um Rat gefragt anstatt zu googeln.
- Ich habe gelernt, dass nicht alles wahr ist, was in der Zeitung steht.
- Ich habe gedacht, dass jeder Mensch gerne seinen Geburtstag feiert – aber bei Mina ist es eben gerade nicht so.
- Ich habe zum “Hörer gegriffen” und persönlich angerufen statt eine Mail abzusetzen.
- Ich habe bei einer komischen Aussage eines Kollegen zuerst nachgefragt anstatt ihm eine Ladung von Unmut rüberzukippen.
- Ich habe erkannt, dass es Menschen gibt, die leben gerne im Gjätt – weitab vom Trubel der Städte.
Chübeli 2: Was ich heute initiiert habe – Beispiele
Wenn es um die aktive Gestaltung des Lebens geht, so ist es sehr hilfreich, aktiv Veränderungen zu initiieren und nicht alles einfach zu schlucken, was einem vorgesetzt wird. Neue Dinge zu kreieren. Neue Vorhaben zu initiieren. Impulse wahrzunehmen und umzusetzen. Das ist LifeDesign! Und es braucht dazu selten die Einwilligung des Cheffe! Meistens liegt es in deiner Kompetenz, sowas selber anzupacken.
- eine Geburtstagskarte für deine Arbeitskollegin kaufen und vom Team unterschreiben lassen
- den Aufenthaltsraum nach der Kaffeepause kurz aufräumen
- die gebrauchten Kaffeetassen in den Geschirrspühler laden
- Den Arbeitseinsatzplan übersichtlicher gestalten.
- Weitere Traktanden bei einem Meeting reinkippen.
- Etwas anpacken, dass du schon länger vor dich her geschoben hast.
Chübeli 3: Wem ich heute geholfen habe – Beispiele
In der Harvard Grant Studie wurde geforscht, was den Menschen glücklich und zufrieden macht und ihnen ein langes Leben beschert. Die Kernaussage ist: Glück kommt von der Entscheidung, glücklich zu sein. Was auch immer du tust, stärke deine engsten Beziehungen und kümmere dich physisch, finanziell und emotional um dich selbst.
Anderen Menschen zu helfen ist dabei ein wichtiger Baustein (Bonding statt Ranking – mehr dazu in einem späteren Blog).
- Den Drucker mit neuem Papier auffüllen.
- die Pflanzen der Nachbarin giessen.
- einem Kollegen ungefragt einen Kaffe bringen, wenn er gerade arg im Druck ist.
- jemanden die Tür aufhalten.
- in der überfüllten ÖV einem Menschen deinen Platz anbieten.
- dem Menschen, der dich gerade bedient, eine kleine, ernstgemeinte Wertschätzung abgeben.
Denkst du, das könnte auch dir oder einem deiner Mitmenschen ein wertvoller Impuls sein, diese Geschichte mit den Kafirahm-Chübeli?
Wenn du Hilfe brauchst, melde dich!
Herzlich
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
[…] Fortschritte erkennen, feiern, verstärken wir. Über die Jahre ergibt das aus vielen einzelnen Kafirahmbeckeli eine ganze Badewanne. Das macht Spass und gibt Mut, das anzupacken, was Wohlbefinden verheisst. […]
Sehr hilfreicher Beitrag, den Fokus auf die kleinen (Fort-)Schritte legen und sich selbst nicht sabotieren mit negativen Gedanken. Danke, Fernando.
danke Susanne, für dein Feedback!