Inspirational Learning – Lernen auf eine Art, in der Selbstbestimmung und Eigenmotivation genährt werden.
Wir alle sind uns Lernen gewohnt. Jedoch tun sich viele von uns schwer damit. Oft ist Lernen ein Graus. Wir lassen uns nicht gerne von “Wissenden” vorführen. Theorien eintrichtern. Auswendig büffeln. Nur damit wir zu einer guten Note kommen. Und dann das ganze wieder in der Versenkung landen lassen. Das ist alles andere als Inspirational Learning!
Menschen, die hochsensitiv sind, Menschen die achtsam ihres Weges gehen, Menschen die kreativ und sehr spontan sind, die fühlen sich in einer konventionellen Lernsituation schnell demotiviert und hängen ab. Wenn du das kennst, kann ich dir sagen: du bist nicht alleine damit! Ganz viele Menschen leiden unter dieser Lernmüdigkeit. Und es könnte einfach daran liegen, dass wir mit einer Lernstrategie in einen Lernprozess gehen, die nicht unserem Wesen entspricht.
Hier eine kurze Geschichte zum Thema “Lernen verhindern”
Eine kleine Geschichte, die mir sehr nahe gegangen ist und mich und meine Lebensweise auf anschauliche Weise bestätigt!
Vom Adler, der im Hühnerhof aufgewachsen ist – den Autor kenne ich leider nicht
Ein Bauer geht mit seinen Kindern durch den Wald und bestaunt einen Adlerhorst. Als er weiter gehen wollte, sah er ein Ei, das aus dem Nest gefallen ist. Und da der Adlerhorst zu hoch gelegen war, nahm der Bauer das Ei mit nach Hause und legte es zu den Hühnern in den Stall. Die Hühner merkten den Unterschied nicht und brüteten das Ei aus. Sie merkten auch nicht, daß das Kücken grösser war als die anderen und lehrten ihm alles was Hühner lernen und können.
Der kleine Adler lernte, wie man gackert und im Mist scharrt. An einem schönen Sommertag stand der Adler auf einem kleinen Stein im Freien und schaute in den Himmel, wo ein stolzer Adler seine Kreise zog. Er sagte zu den anderen Hühnern: “Ich möchte auch so fliegen, stolz und frei meine Kreise ziehen”. Die Hühner lachten ihn aus und redeten ihm ein, daß er kein Adler ist, sondern ein Huhn, das nicht weiter fliegen kann als seine Flügel lang sind.
Wehmütig blickte er in den Himmel und glaubte den Hühnern die ihm nur zeigen konnten, wie man gackert und im Mist scharrt. Der Adler wurde alt und verstarb im Hühnerstall.
Er hätte nur einmal die Flügel ausbreiten und losfliegen müssen! Einfach nur einmal probieren, und sein sehnlichster Wunsch wäre in Erfüllung gegangen – er hat es nicht getan, weil ihm jeder sagte, dass er ein dummes Huhn ist!
Falsche Lernstrategien können dazu führen, dass der Mensch sein Potential begräbt. Es wird zugedeckt und klein gehalten. Das zerstört die Motivation Neues zu lernen. Das macht extrem abhängig und kleinkariert. Weit weg von Inspirational Learning! Muss das so sein? 🤔
Szenario 1: Lehrabbruch | Studienabbruch
Gerade habe ich einen jungen Mann im Coaching. Er hat seine erste Lehre abgebrochen. Eine zweite angefangen. Und ist gerade daran gewesen, die zweite auch an den Nagel zu hängen. Nicht, weil ihm das Sachgebiet nicht gepasst hat. Es war das Lernumfeld, langweilig, demotivierend, zum Teil sinnlos. Die Lehrer ohne inneres Engagement und Freude für das Thema. Sie machen einfach einen Job, um Geld zu verdienen. Und sie können diesen Jungen nicht verstehen, wieso sich alles in ihm dagegen sträubt.
Oder eine Frau, die studiert. Und ziemlich schnell die Freude am Studium verliert, weil sie den Sinn nicht erkennt. So steigt sie aus. Wechselt die Studienrichtung und ist in ein paar Monaten wieder am selben Punkt angelangt.
Gestern traf ich eine Frau, die sich für eine fundierte Weiterbildung einschrieb. Und sie erzählte mir, dass sie nach kurzer Zeit das Handtuch geworfen hat, weil sie merkte, dass es haarscharf neben ihrem Bedürfnis vorbei ging . Lernen kann sowas von deprimierend sein.
Oder Kinder, die Musik und Rhythmus im Blut haben. Mit Freude und Begeisterung in den Musikunterricht gehen und ziemlich schnell die Freude an der Musik verlieren. Das Instrument landet in der hintersten Ecke und die Freude am Musizieren fällt auf dem Nullpunkt. Nichts mehr zu machen.
Szenario 2: Lust und Freude am Lernen verlieren
Wir lernen, seit wir kleine Kinder sind. Uns hat niemand beigebracht, wie man auf dem Boden herum krabbelt, um irgendwohin zu kommen. Und auch aufstehen und laufen haben wir selber gelernt. Fussball spielen. Sandburgen bauen. Es passiert einfach, weil Kinder neugierig sind. Und irgendwann im Leben wird uns das ausgetrieben. Wir werden zum Roboter gemacht, verlieren unsere eigene Kreativität. Die Motivation neues zu entdecken.
Wir lassen uns dann zudröhnen mit Wissensnacks, die uns ein “Experte” oder Trainer oder Lehrer einlöffelt bis wir uns dem völlig verweigern.
Oder wir rebellieren, entziehen uns diesem Lerndiktat und werden zum Lernverweigerer. Es ist heute an der Tagesordnung, dass Schüler und Jugendliche die Schule verweigern und einfach nicht mehr hingehen. Da ist etwas bitterböse am Schieflaufen. Verstehen wir die Not dieser Menschen?
Wenn ich das hier jetzt so beschreibe, so sind das einfach Tatsachen. Wir können sie nicht ändern. Auch nicht gegen sie ankämpfen.
Wir brauchen eine neue Einstellung zum Lernen
Wenn du auch unter einer Lernmüdigkeit leidest, oder gar unter einer Lernverweigerung oder Lernunlust, dann könnte dir folgende Überlegung helfen:
Lernen darf ein hohes Mass an Selbstbestimmung erhalten. Also ist es deine Aufgabe, deine Einstellung zum Lernen zu reflektieren.
Schritt 1 – Sinnhaftigkeit erkennen
Setze dich ein, um die Sinnhaftigkeit eines Themas zu verstehen. Nur wenn du den Sinn dahinter sehen kannst, wirst du mit Motivation an die Sache gehen. Ein Kind lernt zu krabbeln, weil es an Sachen kommen will, die sonst unerreichbar sind. Ein Junge lernt Autofahren, weil er dadurch den Radius seiner Bewegungsfreiheit ausweiten kann.
Schritt 2 – Zusammenhänge finden
Frage dich, mit was das Thema noch weiter zusammenhängt. Beispielsweise beim Autofahren könnten Zusammenhänge erkannt werden: Nebenjob ermöglichen, Ferienvorhaben eigenständig gestalten, Oma regelmässig chauffieren, Surfbrett oder Skis leichter transportieren. Solche Zusammenhänge erweitern die Sinnhaftigkeit extrem. Und sie bilden das Big Picture, das grosse Bild, den Überblick.
Schritt 3 – Struktur schaffen
Wenn du ein Thema erlernst, brauchst du eine Grundstruktur, an die du Anknüpfen kannst. Ich habe oft das Bild von Wäscheleinen. Wenn du Wäsche zum Trocknen aufhängen willst, musst du vorher die Leinen spannen. Dies erleichtert dir dann die einzelnen Wäschestücke geordnet aufzuhängen. das gibt dann auch einen guten Überblick, was wo ist. Beispiel einer solchen hilfreichen Struktur beim Autofahren könnte sein: Grundsätzliche Funktionsweise des Autos | Unterhalt, Kontrollen sowie Verkehrstüchtigkeit | Verkehrsregeln | Verhalten bei Pannen, Unfällen, Staus | Fahren Im Ausland | Fahren im Winter.
Schritt 4 – Details aneinanderreihen
Und wenn du dann Details lernst, so kannst du sie in der in Schritt 3 geschaffenen Struktur einordnen. So hast du dauernd den Überblick und auch die Details zur Hand. In der Regel beginnt der Lernprozess erst bei Schritt 4. Wenn die ersten drei Schritte fehlen, so hast du mit den Details keine innere Ordnung, siehst keine Zusammenhänge und somit ist das ganze meist nicht schlüssig, klar, verständlich und logisch nachvollziehbar.
Schritt 5: Selbstlernen – Erfahrungslernen
Der Lernprozess, das Verstehen, das Zusammenfügen, das über den Tellerrand Blicken, Üben, Anwenden, Vertiefen, Spass entwickeln, Experimentieren, Erkenntnisse Teilen, andere damit Inspirieren – all das gehört zum Erfahrungslernen. Wer dies mal erlebt hat, liebt die Faszination, die daraus entsteht.
Vorbereitung, Einstimmen auf das Lernen
Die ersten drei Schritte sind eigentlich eine selbstbestimmte Vorbereitung auf die Schritte 4 und 5. Es ist deine Aufgabe, diese drei vorgängigen Schritte für dich aufzubohren und mit Inhalten und Erkenntnissen zu füllen. Das erleichtert den eigentlichen Lernprozess enorm. Und das Gelernte verdunstet nicht mehr so schnell.
Inspirational Learning – selbstbestimmtes Lernen
Ein Lernen in diesen fünf Schritten ermöglicht dir, selber ein hohes Mass an Eigenmotivation und eigenem Dazutun in einem Lernprozess zu leben. Das steigert die Lernmotivation. Und es macht dich viel unabhängiger von der Qualität deines “Lehrers”, weil du hier selber aktiv wirst und bleibst.
Magst das mal ausprobieren? Als Fahrlehrer? Als Vater/Mutter im Homeschooling? Als Jugendlicher in der Lehre oder im Studium? In deiner eigenen Weiterbildung? Als Musiklehrer, der seinen Schülern ermöglicht, in die Magie des Lebens einzutauchen. Oder sogar als Lehrer, indem du deinen Schülern hilfst inspiriert und selbstbestimmt ein Thema anzugehen?
Abschliessend kann ich sagen, diese Art zu lernen hilft einer ganz speziellen Population mit besonderen Verhaltenspräferenzen beim Lernen. Ich möchte damit nicht suggerieren, dass es die einzig wahre Art ist zu lernen. Aber wenn du hochsensitiv bist oder eine eher extravertierte Wesensart aufweist, dann kann das dir eine grosse Hilfe sein!
Falls du deine persönliche Lernstrategie kennen lernen oder optimieren möchtest, melde dich.
Herzlich