Routine – Segen oder Fluch.
Stehst du hie und da an einem Punkt im Leben, da macht es einfach mit dir? Wie wenn du unabsichtlich auf eine Wespe trittst, die dir augenblicklich ihren Stachel in dein Fleisch bohrt? Instant Karma. Die Reaktion folgt ohne Verzögerung. Diese Momente treten bei jedem Menschen auf. Sie sind an der Tagesordnung. Und immer auch eine Quelle für Selbstentwicklung und das Lernen von neuen Verhaltensweisen.
Solche Situationen gibt es noch und noch im Leben. Speziell im Zusammensein mit anderen Menschen. Da muss nur ein recht gehässiger Ton angeschlagen werden, und du reagierst blitzschnell darauf. Oder du hörst einen Vorwurf, und dein Ich ist sofort gekränkt. Es könnte auch sein, dass dir jemand gerade zu nahe tritt. Oder etwas von dir will, wo du ja bereits alle Hände voll zu tun hast. Deine Reaktion darauf erfolgt dann wie aus dem Kanonenrohr. Und wenn du das nachträglich reflektierst, merkst du, dass solche Reaktionen oft eben nicht hilfreich sind. Du zermarterst dir den Kopf, was du anders hättest machen können. Fühlst dich oft schlecht dabei.
Reflexartiges Handeln ist im Leben meist sehr praktisch. Es hilft uns unseren Alltag ohne grossen Aufwand zu meistern. Sie führen meist zu Routinen, die wir fast automatisch ausführen. Ohne mentalen Aufwand und vielfach auch ohne Anstrengung. Sei es bei der täglichen Morgentoilette, beim Einkaufen, beim Kochen, beim Autofahren, bei der Arbeit am Laptop oder am Hobelbank. Dass das das Leben so eingerichtet hat, ist eigentlich ein Segen. Aber es kann auch eine andere Seite haben. Die Seite, dass wir mit Automatismen zu kämpfen haben, die nicht so angenehm und hilfreich sind. Solche Routinen zu verlernen und durch neue zu ersetzen ist ein recht grosser mentaler Aufwand. Das braucht eine hohe Aufmerksamkeit und viel Hartnäckigkeit, dran zu bleiben. Eine Routine zu verlernen braucht nahezu gleich viele Trials wie sie zu erlernen und einzuschleifen. Man kann sie nicht einfach wie einen Lichtschalter ausknipsen. Und basta.
Magie: Nutze die Freiheit zwischen Reiz und Reaktion
Solche Situationen haben ein gemeinsames Prinzip: sie werden ausgelöst durch einen Reiz und darauf folgt unmittelbar die Reaktion. Und genau hier können wir den Hebel ansetzen. Es ist ein Stück Magie im Umgang mit sich selber, das wir uns zu nutze machen können. Ich bin überzeugt, dass es immer, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen, eine Möglichkeit gibt, die eigenen Reiz-Reaktions-Muster zu durchbrechen und seine Handlungsweise bewusst neu zu gestalten:
Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum.
In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion.
In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.
(Viktor Frankl)
Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, heißt, Freiheit zwischen Reiz und Reaktion zu gewinnen. Gelingt es dir, nach einem Reiz die Zeit „anzuhalten”, kannst du dein Verhalten bestimmen und dich von automatisch ablaufenden Reiz-Reaktions-Mechanismen befreien. Das ermöglicht dir, bewusst aus einer Vielzahl unterschiedlicher Reaktionen aus deinem Verhaltensrepertoire zu wählen. Das ist gelebte Selbstbestimmung!
Wie kannst du das in der Praxis umsetzen?
- Akzeptiere, dass du am Reiz selbst in der Regel nichts verändern kannst, nur an der Reaktion darauf.
- Mache dir bewusst, dass es eine Freiheit zwischen einem äußeren Reiz und einer inneren Reaktion gibt.
Diese ermöglicht dir, bewusst eine andere Reaktion zu wählen. - Reflektiere, in welchen Situationen du auf einen bestimmten Reiz
nicht wirkungsvoll (zum Beispiel ärgerlich/ängstlich/desinteressiert …) reagierst. - Gerätst du wieder in solch eine Lage, halte kurz inne.
Atme dreimal tief durch und werde dir klar: „Aha, hier ist der Reiz, wie möchte ich nun sinnvollerweise darauf reagieren?“
Wenn du Unterstützung oder Austausch zu diesem Thema brauchst, melde dich. Ich begleite dich gerne!
Herzlich